Account-Based Marketing (ABM)

Account-Based Marketing (ABM) ist eine strategische Marketingmethode im B2B-Bereich, bei der einzelne Unternehmen oder Entscheidungseinheiten – sogenannte Target Accounts – gezielt und individuell angesprochen werden. Statt breite Zielgruppen zu adressieren, konzentriert sich ABM auf hochwertige, passgenaue Kommunikation mit genau definierten Kontakten, die besonders wertvoll oder erfolgsversprechend sind.

Konzept und Grundidee

Im Zentrum des Account-Based Marketings steht die Erkenntnis, dass im B2B-Bereich häufig nur eine kleine Anzahl von Unternehmen als potenzielle Kunden in Frage kommt – jedoch mit hohem Umsatzpotenzial. ABM verfolgt daher den Ansatz, Marketing und Vertrieb eng aufeinander abzustimmen, um diese Schlüsselunternehmen durch personalisierte Maßnahmen über den gesamten Kaufprozess hinweg zu begleiten.

Wesentliche Merkmale

  • Fokus auf einzelne Zielkunden statt breiter Zielgruppen
  • Hohe Personalisierung der Inhalte und Kanäle
  • Enge Verzahnung von Marketing und Vertrieb
  • Langfristige Ausrichtung auf Beziehungsaufbau und Kundenbindung
  • Daten- und technologiegestützte Prozesse

Abgrenzung zu klassischen B2B-Marketing-Strategien

Im traditionellen B2B-Marketing liegt der Fokus meist auf Leadgenerierung über allgemeine Maßnahmen wie Messen, Webinare oder E-Mail-Kampagnen. ABM geht einen anderen Weg: Es definiert bereits im Vorfeld, welche Unternehmen als Wunschkunden gelten – und richtet sämtliche Maßnahmen exakt auf diese Accounts aus. Dadurch wird die Effizienz der Kundenansprache erhöht, Streuverluste werden minimiert.

Typen von Account-Based Marketing

1. One-to-One ABM

Für eine kleine Anzahl besonders wertvoller Zielunternehmen wird ein hochgradig individualisiertes Marketingkonzept entwickelt. Jedes Unternehmen erhält maßgeschneiderte Inhalte, Angebote und Kontaktpunkte. Diese Form ist besonders aufwendig, aber auch besonders wirkungsvoll.

2. One-to-Few ABM

Zielgruppen mit ähnlichen Merkmalen – etwa Branche oder Umsatzgröße – werden in Cluster unterteilt. Für jedes Cluster wird eine spezifische Kampagne erstellt, die dennoch individualisierte Elemente enthält. Diese Methode kombiniert Personalisierung mit Skalierbarkeit.

3. One-to-Many ABM (auch Programmatic ABM)

Mittels Technologie und Automatisierung werden größere Zielgruppen angesprochen, bei denen dennoch ein gewisser Grad an Individualisierung möglich ist. Diese Form nutzt Datenanreicherung, Retargeting und personalisierte Inhalte, ohne jedes Unternehmen einzeln zu behandeln.

Strategischer Ablauf von ABM-Kampagnen

1. Auswahl und Segmentierung der Zielaccounts

Grundlage jeder ABM-Strategie ist die Auswahl der richtigen Unternehmen. Kriterien können sein: Unternehmensgröße, Branche, Standort, Entscheidungsstruktur, Budget oder bestehende Geschäftsbeziehungen. Häufig werden sogenannte Ideal Customer Profiles (ICP) erstellt.

2. Datenrecherche und Anreicherung

Je mehr über den Ziel-Account bekannt ist, desto effektiver lässt sich kommunizieren. Informationen über Entscheidungsträger, aktuelle Herausforderungen, digitale Aktivitäten und Marktposition werden systematisch gesammelt und in CRM-Systeme integriert.

3. Content-Strategie und Personalisierung

Basierend auf den gesammelten Informationen wird ein spezifisches Content-Angebot erstellt. Dazu gehören Whitepaper, Fallstudien, personalisierte E-Mails, individualisierte Landingpages oder maßgeschneiderte Präsentationen. Ziel ist es, exakt die Bedürfnisse des Zielunternehmens zu adressieren.

4. Auswahl der Kanäle

Die Kommunikation erfolgt über die Kanäle, die vom Zielkunden bevorzugt genutzt werden. Das kann E-Mail, LinkedIn, persönlicher Kontakt, Direktmailings oder auch gezielte Events umfassen. Wichtig ist die konsistente Ansprache entlang der Customer Journey.

5. Kampagnenausspielung und Koordination

Marketing und Vertrieb arbeiten eng zusammen. Während das Marketing relevante Inhalte und Touchpoints steuert, übernimmt der Vertrieb die persönliche Ansprache, Follow-ups und die individuelle Betreuung der Ansprechpartner.

6. Erfolgsmessung und Optimierung

Die Performance jeder Maßnahme wird detailliert analysiert: Welche Kontakte wurden erreicht? Wie oft wurden Inhalte abgerufen? Welche Meetings fanden statt? Ziel ist es, den gesamten Sales-Zyklus durch datenbasierte Erkenntnisse zu verbessern.

Vorteile von Account-Based Marketing

1. Höhere Abschlussraten

Da sich ABM auf bereits identifizierte, relevante Zielkunden konzentriert, ist die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Abschlusses deutlich höher als bei generischen Kampagnen.

2. Stärkere Kundenbindung

Die individuelle Ansprache schafft Vertrauen und Wertschätzung. Unternehmen fühlen sich verstanden und gut betreut, was die Kundenbindung langfristig stärkt.

3. Bessere Ressourcennutzung

Statt breite Kampagnen mit hohem Streuverlust zu fahren, werden Budgets und personelle Ressourcen gezielt auf vielversprechende Accounts fokussiert.

4. Messbare Ergebnisse

Jede Maßnahme lässt sich klar einem Account zuordnen. So ist die Wirkung des Marketings auf den Vertriebsprozess jederzeit nachvollziehbar – ein Vorteil gegenüber vielen klassischen Branding-Maßnahmen.

Herausforderungen und Voraussetzungen

1. Hoher Planungsaufwand

ABM erfordert eine präzise Vorbereitung, strategische Abstimmung und saubere Prozesse. Ohne klare Rollenverteilung und Zieldefinition verläuft der Aufwand schnell ins Leere.

2. Datenqualität

Erfolg hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit und Qualität der Account-Daten ab. Veraltete, unvollständige oder unstrukturierte Informationen behindern eine effektive Umsetzung.

3. Integration von Systemen

Marketing-Automation, CRM, E-Mail-Tools und Analysetools müssen nahtlos zusammenspielen. Eine technologische Basis ist unverzichtbar, um ABM effizient skalieren zu können.

4. Zusammenarbeit zwischen Marketing und Vertrieb

Ohne enge Abstimmung beider Abteilungen funktioniert ABM nicht. Es braucht gemeinsame Ziele, regelmäßigen Austausch und eine klar definierte Strategie zur Lead- und Opportunity-Bearbeitung.

Technologische Unterstützung

Für die Umsetzung von Account-Based Marketing kommen zahlreiche spezialisierte Tools zum Einsatz, darunter:

  • CRM-Systeme (z. B. Salesforce, HubSpot)
  • Marketing-Automation-Plattformen (z. B. Marketo, Pardot, ActiveCampaign)
  • ABM-spezifische Lösungen (z. B. Demandbase, Terminus, 6sense)
  • Daten- und Intent-Plattformen zur Zielgruppenerkennung und Personalisierung

Diese Systeme unterstützen bei der Identifikation von Accounts, beim Monitoring von Nutzerverhalten und bei der automatisierten Ausspielung personalisierter Inhalte.

Fazit

Account-Based Marketing ist eine hocheffiziente Strategie zur gezielten Ansprache wertvoller B2B-Kunden. Durch die Kombination aus Datenanalyse, Personalisierung und enger Zusammenarbeit von Marketing und Vertrieb entsteht ein präziser, wirkungsvoller Kommunikationsansatz. Unternehmen, die auf ABM setzen, investieren nicht in Reichweite, sondern in Qualität – und stärken so ihre Kundenbeziehungen auf einem individuell zugeschnittenen Weg zum gemeinsamen Erfolg.

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